Im Zusammenhang mit der US-Zollpolitik kommt es häufig zu Missverständnissen.
So wird oft behauptet, dass die US-Zölle den US-Bürger belasten, weil dieser nun für Importware mehr zahlen muss. Das ist nur auf den ersten Blick richtig. Bei näherer Betrachtung wird der US-Bürger im Gegenzug von Steuerbelastungen entlastet da die Zolleinnahmen des Staates Steuereinnahmen ersetzen und dieser die Steuern senken, Sozialleistungen erhöhen oder auf Steuererhöhungen verzichten kann. Der Netto-Effekt ist Null, die Kaufkraft der US-Bevölkerung wird durch die Zölle nicht geschmälert.
Andererseits verteuert es die Waren der durch die Zölle betroffenen Staaten am US-Markt. Diese verlieren daher Marktanteile an andere Staaten oder an den US-Inlandsmarkt. Soweit US-Unternehmen profitieren stärkt das die US-Wirtschaft und in der Folge die Kaufkraft der US-Bürger.
Oft wird behauptet, dass Zölle langfristig zu einer Schwächung der heimischen Industrie führen. Das stimmt für klassische Schutzzölle, die eine schwache einheimische Industrie vor ausländischer Konkurrenz schützen sollen. Im Fall der USA, werden diese Effekte nicht zu beobachten sein, da der Wettbewerb stark genug bleibt, entweder weil der Inlandsmarkt groß genug ist um Wettbewerb zu gewährleisten oder weil die US-Unternehmen auf den Exportmärkten weiterhin im globalen Wettbewerb stehen.
Natürlich würde die Wirtschaft leiden, wenn die US-Zölle eine Interventionsspirale in Gang setzen und der globale Handel dadurch eingeschränkt wird, da damit komparative Kostenvorteile nicht mehr voll-umfänglich genutzt werden könnten. Das würde aber alle Staaten gleichermaßen treffen und zu keinem Wettbewerbsnachteil der USA führen.
Natürlich ist auch die mit der erratischen Zollpolitik verbundene Unsicherheit nicht gut für die Wirtschaft. Trotzdem muss man konstatieren, dass die Zölle nicht systematisch nachteilig für US-Konsumenten oder die US-Wirtschaft sind. Auch wenn unsicher ist, ob sich die damit verfolgten Ziele erreichen lassen, wäre es falsch zu glauben, dass diese ein Schuss ins eigene Knie sind.
Im Gegenteil sie sind eine ernsthafte Gefahr für die Unternehmen und damit der Wirtschaft und in der Folge für den Wohlstand der Bürger der betroffenen Staaten und die verantwortlichen Politiker täten gut daran dieser Gefahr ernsthaft zu begegnen und diese nicht mit dem Hinweis abzutun, dass sich die USA mit den Zöllen nur selbst schadet – das ist nämlich falsch.

